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News & Aktuelles

05. Dezember 2022
Autor:
Publisher: FH Finanzberatung GmbH

Gas- und Strompreise

nicht erst durch den Ukraine-Krieg so hoch,...

Gas- und Strompreise, 05.12.2022:

 

Der Ukrainekrieg ist nicht der Auslöser der jetzigen Situation, sondern ein Trendverstärker. Die Strom- und Gaspreise an der Börse sind schon im Jahr 2021 deutlich gestiegen. Der Börsenpreis von Gas für Deutschland stieg von ca. 15 auf 90, der für Strom von ca. 50 auf 200.

In der folgenden Grafik sieht man, daß 2021 (graue Linie) ein extrem niedriger Füllstand der deutschen (sowie auch europäischen) Gasspeicher vorlag.

Preistreibend waren 2021 mehrere Faktoren. Die verstärkte Öffnung der Wirtschaft in China nach den Corona-Lockdowns im Winter produzierte eine höhere Gasnachfrage. Der harte Winter und leere Speicher in Europa trugen ihren Teil dazu bei. Außerdem ist die Verteuerung politisch gewollt. In Europa werden jedes Jahr weniger CO2-Zertifikate ausgegeben als im Jahr zuvor. Dadurch steigt deren Preis. Das bedeutet für die deutschen Stromerzeuger höhere Produktionskosten. Und auch die politisch gewollte „Energiewende“ trägt dazu bei. In den letzten Jahren sind europaweit viele Kohlekraftwerke stillgelegt worden und in Deutschland speziell noch die meisten Atomkraftwerke abgeschalten worden. Diese Lücke mußten Gaskraftwerke schließen.

Wir haben uns also selbst in diese Abhängigkeit von Gas manövriert und unseren Energiemix deutlich weniger diversifiziert. Der Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung ist in Deutschland aufgrund bürokratischer Hürden und Gesetzgebung dementsprechend viel zu langsam. So ist nun unsere Stromerzeugung im internationalen Vergleich am teuersten und analog dazu die Strompreise für Verbraucher.

Noch ein Punkt, der für höhere Preise sorgt, wiederum politisch gewollt. Und zwar Stichwort ESG. Unternehmen mit großem CO2-Fußabdruck, insbesondere die Energieproduzierende Industrie, werden von Finanzinvestoren gemieden und haben es schwerer, Finanzierungen für ihre Investitionen zu bekommen. Daher haben diese ihr Investitionsbudget für Explorationen in den letzten Jahren deutlich gesenkt. Das führt langfristig zu einem sinkenden Angebot.

Da das billige Pipelinegas aus Russland heute nur noch spärlich fließt, müssen wir dies durch teureres LNG-Gas (Liquefied Natural Gas) ersetzen (übrigens auch ein Teil aus Russland). Vor dem Krieg in der Ukraine hat Russland ca. 150 Mrd. Kubikmeter Gas nach Europa geliefert. Wie der größte Teil durch Flüssiggasimporte ersetzt werden soll, ist kurzfristig nicht ersichtlich. Deutschland könnte mit den in Bau befindlichen schwimmenden Flüssiggasterminals ca. 50% der früheren russischen Gasimporte ausgleichen. Allerdings zu deutlich höheren Preisen. Angebot und Nachfrage im LNG-Markt werden frühestens 2026 wieder im Gleichgewicht sein. Langfristig müssen wir wohl mit dem dreifachen Gaspreis in Europa gegenüber den USA rechnen.

Aber die Energiewende funktioniert nicht ohne fossile Brennstoffe. Für den Bau von Windrädern benötigt man viel Energie und den Umstieg bekommt man nicht im Hauruckverfahren in kurzer Zeit hin. Außerdem ist es in Deutschland nicht ungewöhnlich, daß im Winter tagelang kein Wind weht und es sehr trüb und nicht sehr hell ist, sodaß Photovoltaikanlagen nicht viel Strom produzieren können. D.h. man benötigt gigantische Stromspeicher, die noch nicht zur Verfügung stehen. Da hilft im Moment nur Energie sparen.

Wenn die Energiekrise nicht in absehbarer Zeit gelöst wird, stehen uns womöglich die größten Wohlstandsverluste der Nachkriegszeit ins Haus mit negativen Folgen für den Industriestandort Deutschland.